Autor: Simone Müller

  • Am Ende eines Lebens

    Don­ners­tag­abend, 21.00 Uhr. Mit Lap­top und Tee mache ich es mir auf der Couch gemüt­lich. Fünf Minu­ten spä­ter klin­gelt erwar­tungs­ge­mäß mein Han­dy. „Hey, guten Abend – alles gut bei Dir?“ – ein paar Sät­ze gehen hin und her, was gera­de so los ist bei uns, wir erzäh­len uns, wie fit oder müde wir gera­de sind.…

  • Som­mer-Segen?

    Über­all kommt mir Som­mer ent­ge­gen. Auf dem Feld und auf dem Bal­kon, in Abwe­sen­heits­no­ti­zen und im Ver­sen­den vom letz­ten News­let­ter „vor dem Som­mer“. Für den suche ich einen schö­nen Segen – einen leich­ten, Wor­te, die nach Erho­lung klin­gen sol­len und Durch­at­men. Wäh­rend ich mich durch Bücher und das Inter­net suche, weil mei­ne Krea­ti­vi­tät die Som­mer­pau­se…

  • Erden, erden, erden

    Vor ein paar Tagen war die Beer­di­gung. Groß war sie, trotz Coro­na. Fast alles ist so abge­lau­fen, wie die, denen es wich­tig war, es sich gewünscht haben. Das zählt. Jetzt bin ich wie­der zu Hau­se, im Früh­herbst, und habe das drin­gen­de Bedürf­nis, etwas zu pflan­zen. Nicht auf mei­nem heiß­ge­lieb­ten Acker­stück, son­dern auf dem Bal­kon, wo…

  • Was zum Leben dazu gehört

    Es ist soweit. Seit zwei Tagen isst und trinkt er nicht mehr, schläft nur noch. Schnell wird klar, es geht zu Ende. Viel­leicht noch ein paar Stun­den, Tage, viel­leicht eine Woche. Ver­wand­te, Freun­de, Nach­barn kom­men an sein Bett. Die Frau­en ste­hen da und spre­chen mit ihm. Die Män­ner ver­stum­men. Es haut sie aus der Bahn.…

  • Was hab ich eigent­lich gemacht

    Einer die­ser halb­war­men Juni-Aben­­de. Wir sit­zen auf Abstand mal wie­der zu dritt zusam­men, vor­sich­tig dar­auf bedacht, beim Spre­chen nicht zu doll aus­zu­at­men. Die Fle­der­mäu­se zie­hen Krei­se, es wird dun­kel. The­ma des Abends: Coro­na. Was man so gemacht hat, wäh­rend die­ser Zeit. Wie man so gear­bei­tet hat, wäh­rend­des­sen. Wel­che Ticks man dazu gewon­nen hat, wäh­rend es…

  • Ackern

    „Wir haben jetzt einen Acker!“ — das ist einer mei­ner liebs­ten Sät­ze gewor­den in der letz­ten Zeit. Stolz, mit vor­ge­reck­ter Brust und einem grenz-debi­­lem Grin­sen im Gesicht sag ich das immer wie­der. Die Wahr­heit: Wir woh­nen mit­ten in der Stadt und dür­fen bei einer Gemü­se­gärt­ne­rei auf ca. 30 Qua­drat­me­tern unse­re Landsehn­sucht aus­le­ben. Das Kon­zept ist (für die…

  • Atmen. Und Bewe­gen.

    Heu­te ras­selt es. „Es“ ist in die­sem Fal­le die Decke, die gera­de mit ordent­lich Schma­ckes auf mei­nem Kopf gelan­det ist. Völ­lig uner­war­tet. Aber dafür gewal­tig. Dabei war ich mit dem Hund drau­ßen, habe pro­duk­tiv im Home­of­fice gear­bei­tet, mei­nen Tag ordent­lichst mit einer klei­nen Medi­ta­ti­on begon­nen, mit mei­nen Eltern tele­fo­niert, lecke­res Brot gefrüh­stückt — kurz all das gemacht, was…

  • Kraft­ort

    Die­ses 2020 ist ganz schön ver­rückt. Aber wem sag ich das. Drei Mona­te schein­bar schie­rer Wahn­sinn — im pri­va­ten wie im gesell­schaft­li­chen Bereich. Schre­ckens­nach­rich­ten, nie zuvor gekann­te Situa­tio­nen, sich über­schla­gen­de Ereig­nis­se, Hor­ror­sze­nen an den euro­päi­schen Außen­gren­zen. Und in all dem geht irgend­wie das Leben wei­ter. Das fühlt sich reich­lich komisch an und ich mer­ke, wie ich immer…