Ackern

„Wir haben jetzt einen Acker!“ – das ist einer meiner liebsten Sätze geworden in der letzten Zeit. Stolz, mit vorgereckter Brust und einem grenz-debilem Grinsen im Gesicht sag ich das immer wieder.

Die Wahrheit: Wir wohnen mitten in der Stadt und dürfen bei einer Gemüsegärtnerei auf ca. 30 Quadratmetern unsere Landsehnsucht ausleben. Das Konzept ist (für die Nutzer*innen) denkbar einfach. Die supernette Gärtnerin hat einen Acker in Parzellen unterteilt, den Boden inkl. Pflanzlöcher vorbereitet, Setzlinge und Saatgut bereitgestellt und dafür einen kleinen Beitrag erhoben.

Wir sind dafür verantwortlich, Setzlinge und Saatgut in die Erde zu bringen, zu hegen und zu pflegen. Heißt momentan: zweimal am Tag vorbeiradeln, unter das Flies (Kaninchenabwehr) gucken, ob noch alles lebt, gießen. Fertig.

Großartig. Denn gefühlt ist es viel mehr: Mich freuen, dass ich gleich rauskomme an die frische Luft, einen Grund habe, den Laptop zuzuklappen und mich aufs Rad zu schwingen. Über den Main radeln und die großartige Aussicht auf die Skyline genießen. Auf die Felder abbiegen, Rad abstellen, Gießkanne aus dem Schuppen holen. Unter das Flies gucken und mich freuen wie eine Schneekönigin, dass die Setzlinge noch leben und die Radieschensamen schon erste Keimblätter treiben. Gießkanne um Gießkanne füllen und sehen, wie die staubige Erde sich durchs Wasser dunkel färbt. Abends den Sonnenuntergang genießen. Andere Menschen, die ebenfalls gärtnern, aus der Ferne grüßen. Gießkanne wegräumen und mich aufs Rad setzen.

Und dann einfach nur beschwingt und dankbar nach Hause radeln. So ist das mit diesem Acker.

Foto: Maryna Bohucharska/Unsplash

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