Weihnachten im Sommer

Blauer Himmel, 28 Grad, helle Abende. Blumen blühen, Vögel zwitschern: Dieses Jahr habe ich die Gelegenheit, Weihnachten unter anderen äußeren Bedingungen zu feiern als normalerweise. Noch ein Tag ist es bis zum Fest und die einzigen vertrauten äußeren Symbole sind vier mitgeschleppte Adventskranzkerzen sowie adventliche Musik, die mir zuweilen durch den Kopf schwirrt. Wenn ich auf der andern Seite des Globus einmal am Tag kurz durch “meine Ecken” des Internets unterwegs bin, lese ich vom Stress der letzten Tage vorm Fest, aber auch von schönen Weihnachtsmarktbesuchen, Gottesdiensten und Konzerten. Und von der Vorfreude auf Familienrituale und Treffen mit Freundinnen und Freunden. Viel von dem geht mir dieses Jahr ab. Am besten verzichten kann ich auf den Geschenkestress. Was mir am meisten fehlt? Ich weiß es gar nicht so recht. Die dichtgedrängten Treffen mit sehr lieben Leuten? Lieber sehe ich weniger von ihnen mit mehr Zeit für den einzelnen. Bestimmte Gottesdienste? Ich bin eher gespannt, wie das hier in fremder Sprache und geschwisterlicher Konfession sein wird.

Ohne die allermeisten der vertrauten Stress- und Freudefaktoren vor Weihnachten fühle ich mich von manchem Ballast befreit. Und ich bin bei Fragen, die ich mir, ehrlich gesagt, im Feiern liebgewonnener alter Traditionen und im Finden persönlicher neuer Feierweisen vor lauter Geschäftigkeit lange nicht gestellt habe. Unter Palmen und baumhohen Farnen wird mir dieses Jahr jedenfalls sehr bewusst: Ob die Menschwerdung Gottes eine Bedeutung für mich, meinen Glauben, unsere Kirche, diese Welt hat (oder besser: behält), hängt nicht davon ab, ob beim Feiern alles so ist, wie es immer war. Und ob im Dunkeln ein Licht aufgeht oder rein theoretisch Schnee liegen könnte.

Frohe Weihnachten aus Neuseeland!

Foto: Lumamarin / photocase.de

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