Einmal die Hochzeitssuite bitte!

„And this is your room, father Fritz!”

Dabei hatte ich mir nichts gedacht, aber der Anblick des Zimmers übertraf meine kühnsten Gedanken! „Das muss die Hochzeitssuite sein!“ Naja, die arabische Variante vielleicht. Ich machte wohl etwas impulsiv einen Schritt rückwärts aus dem Raum raus, denn die Bettdecke mit Rosenblättern, teilweise in Herzform, die Fleecedecken mit Rehkitzen und die roten Vorhänge mit Pailetten waren wirklich ein wenig zu viel für meinen Geschmack. Wieder vor der Zimmertür warf ich einen wohl verzweifelten Blick in das Nachbarzimmer, in dem ein Ehepaar einquartiert worden war: das identische Design, allerdings mit Doppelbett. Der Besitzer der Unterkunft lächelte mich immer noch an. Also bedankte ich mich und bezog mein Zimmer.

Was hatte ich denn von Cana erwartet? Klar, das einzige Highlight der Stadt ist eine Hochzeitskirche, in der die Erinnerung an eben jene Hochzeit noch lebt, in der Jesus aus Wasser Wein gemacht hatte. Aber ein Zimmer im Style der arabischen Hochzeit deluxe?

Nach mehreren Hochzeiten im Freundeskreis und in den Gemeinden habe ich schon eine breite Palette an Gestaltungen erlebt, aber so hat hoffentlich noch niemand danach die Nacht verbracht. Als Single und Priester stellt sich die Frage ja auch weniger, wie ich die erste Nacht nach der Weihe verbringe. Auch einen Junggesellenabschied habe ich nicht gefeiert. Vielleicht habe ich da etwas verpasst. Oder es wäre noch eine Marktlücke. Aber wie sähe der ideale Junggesellenabschied für einen angehenden Priester aus?

Eines weiß ich genau: So wie in Cana nicht! Das war mir zu viel Raumrauschen. Dafür war der Schlaf (berauschend) gut.

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