Bananenmatsche

Der Kleine (elf Monate alt) klemmt unter meinem linken Arm, ein Stück Banane in der Hand. Der Große (drei Jahre alt) liegt vor mir auf dem Bett und will, dass besser in dieser als in der nächsten Sekunde sein Film anfängt. Ich, Mama und unverbesserlich im Denken dieses einen Gedanken: Ich krieg das hin – ja, ich krieg das hin. Der Kleine rutscht, die Banane berührt das Bett. Der Film ist aufgerufen, jetzt nur noch das Großformat einstellen. Der Große wird ungeduldig, Zeitüberschreitung. Und jetzt kommt er doch, der Satz, den ich nicht sagen wollte und der doch so oft sein muss: „Jaa-ha, glei-ii-ch.“ Die Banane klebt am Bett, ein Stück ist auf dem Boden gelandet, der Kleine quakt. Positionswechsel. Himmel-Herrgott. Der Film läuft. Es kommt mir vor wie ein Wunder. Der Große ist selig. Der Kleine vergnügt sich am Boden und streckt mir seine Bananenhände entgegen. Ich lächle, bin erleichtert. Ich habe sie mal wieder bezwungen, eine dieser klitzekleinen Alltagssituationen, die es in sich haben.

Am Abend, wenn alle schlafen, beseitige ich die letzten Bananenreste und denke: Woher kommt sie, die Kraft, die mir hilft, den im Nachhinein vielleicht unscheinbar wirkenden Widrigkeiten des Alltags zu trotzen? Ist ER anwesend, wenn mir meine dritte Hand oder mein zweiter Kopf mal wieder fehlt? Ja, ich glaube: ja!

Jasmin Bartel

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