Das kann nur der Advent
von Mareile Mevihsen
Das kann nur der Advent
von Mareile Mevihsen
Ich geb’s ja zu — der Advent lässt mich dieses Jahr ganz schön hängen. Das ganze Jahr fiebere ich ihm entgegen und dann kam er viel zu schnell. Nichts dekoriert und auch keine Muße dazu. Schließlich lustlos alles aufgestellt. Aber das Herz war nicht mit dabei.
Heute ist schon der zweite Advent. Nikolaus noch dazu. Ich schwelge in Einsamkeit, verbringe den Morgen alleine. Schnelles Frühstück auf der Couch, aufräumen, backen, schnell den Adventskalendertext überfliegen. Der Hund schläft auf der Couch, das Kind vor mir im Tragetuch. Noch schnell Kerze zwei anzünden, ohne Muße, damit sie symmetrisch abbrennen. Als die Kerzen brennen, schalte ich das Radio ein, den Weihnachtssender. Und plötzlich wird es still um mich und in mir. Ich sehe einzelne Sonnenstrahlen, die den Stern im Fenster glitzern lassen und einen Streifen blau am Horizont.
Advent kann man nicht erzwingen, nicht mit tausend Kerzen und der schönsten Dekoration. Und Innehalten ist im Alltag manchmal ganz schön schwer. Aber ich kann mit offenem Herzen durch diese Zeit gehen und zulassen, dass mir das Glück begegnet. Vielleicht nur in Form eines Glitzern, eines Wortes, eines Duftes, der Atemzüge des Kindes, des schnarchenden Hundes. Ein Stückchen Frieden an diesem Sonntag. Das kann nur der Advent.