Border ahead

Diese Grenze dümpelt nur so vor sich hin. Es ist der brackige Rest des Flusses, der für lebendiges Wasser steht. Diese braune Brühe ist keinesfalls der Ort, an dem Johannes Jesus getauft haben kann. Da sträubt sich einfach alles in mir. Das soll der Jordan sein?

Aber dennoch ist die Tradition alt. Sehr alt sogar. Auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses wurden Reste einer Kirche aus den ersten Jahrhunderten nach Christus gefunden. Für das Heilige Land ist das immer ein gutes Zeichen, dass dies ein historischer Ort sein kann.

Aber so ist es nur ein Witz, blanke Ironie. Denn das Wasser wirkt wie tot und wird auch noch als Staatengrenze zwischen Israel und Jordanien inszeniert. „Border ahead“, steht auf großen gelben Schildern und während wir auf das dümpelnde Wasser schauen, stehen israelische Soldaten in unserem Rücken. Niemand soll diese Grenze durchschwimmen oder durchtauchen oder gar durchwandern. Pure Ironie, denn von beiden Flussseiten aus könnte man sich locker die Hand geben. Ich habe selten so eine lächerliche Grenze gesehen und es stößt mich nur ab.

Dieser Fluss war schon zu Jesu Zeiten eine Grenze. Das Markusevangelium berichtet im zehnten Kapitel, dass Jesus aber auch auf der anderen Seite des Jordans predigte und in Kontakt mit Menschen war. Heute feiern auf der israelischen Seite Koreaner eine Taufe und Russen tauchen in das Wasser ab. Auf der jordanischen Seite kann man eine deutsche Gruppe sehen, wie sie einen Gottesdienst mit Tauferinnerung feiern. Und ich denke mir: Unser Glaube kann diese vollkommen lächerliche Grenze sprengen. Wenn Jesus damals durch einen viel reißerischen Jordan gegangen ist und auf der anderen Seite gewirkt hat, dann können wir auch solche Zeichen setzen.

Hier merke ich nochmal, dass unser Glaube stärker ist als eine menschlich errichtete Grenze. Unser Glaube verbindet uns über Sprachen, Nationen und Konfessionen hinweg. Das Wasser, das Zeichen der Taufe, egal wie brackig oder klar, hat uns das geschenkt! Ich muss es nur glauben und danach leben!

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