Mitten im Sturm

Es gibt Momente, in denen alles in Bewegung gerät, wie in einem Sturm. Diese Bewegung ist meist unsichtbar, hat für Kenner*innen Vorzeichen und braucht eine gewisse Ausgangslage, die aus diesen Faktoren einen Sturm macht. Dieser scheinbar nicht enden wollender Kraftakt der Natur, bringt unsichtbar alles in unmittelbarer Umgebung in Bewegung. Alles, was keinen Halt hat und findet, wird in jene Fremdbestimmung genommen. Entweder wird versucht, sich mit aller Kraft dieser zu entziehen oder diese andersartige Bewegung lädt dazu ein, sich mitnehmen zu lassen und der unkontrollierbaren Kraft keinen Widerstand zu leisten.

Mir widerfährt gerade ein solcher Sturm. Dieser Sturm nimmt mir nahen Menschen den lebenswichtigen Atem. Dieser Sturm entzog mir noch unbekanntem Leben die Wurzeln. Was bleibt ist Veränderung, eine neue Ausgangslage und die Erinnerung an den vorherigen Zustand. Der Sturm kann als Mahnung gesehen werden, sich für alles zu wappnen oder auch als Erinnerung daran, dass nichts als selbstverständlich gesehen werden darf. Doch all das sind nur flüchtige Versuche einer Erklärung, im Vergleich zu dem unwiderruflichen Leid, welches durch solche Momente angerichtet wurde.

Was dieser Sturm mit mir bisher gemacht hat, weiß ich nicht. Er ist noch im Werden und hat schon so viel verändert. Ob er größer oder kleiner wird, ist noch nicht abzusehen. Die Nachwirkungen sind ungewiss. Doch eines lässt sich schon sagen: Es ist hart diesen Sturm auszuhalten.

Und dann lese ich zufällig das Raumrauschen von Mareile Mevihsen „Sturm auf dem See“ und verharre auf den letzten Zeilen. Denn noch ist alles in Bewegung.

Foto: Luke Stackpoole/Unsplash

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