Wohlfühlmomente

Zu den absoluten Wohlfühlmomenten gehören für mich diese trüben Tage der Regenzeit, in denen die Welt ein bisschen den Atem anhält, weil alle besonders lange im Bett bleiben und das Tropfen auf dem Dach lauter zu hören ist als die Musik der Nachbarschaft. Herrlich fühlt sich das an, wenn auch ich mich dann ein wenig bremsen lasse und einfach nur dem Regen lausche.

Voraussetzung dafür ist allerdings, dass das Dach kein Leck hat, jedenfalls nicht an den entscheidenden Stellen wie genau über dem Bett oder Bücherregal. In all den Jahren hier in meinem Holzhäuschen gab es diesbzgl. bessere und schlechtere Zeiten, denn das tropffreie Dach ist eine Wissenschaft für sich. Jedes Jahr zu Beginn der Regenzeit stellt sich die spannende Frage, wo es wohl diesmal hereinregnen wird. Während der trockenen Monate hat die Sonne unerbittlich auf das Wellblech gebrannt, Katzen haben sich auf dem Dach gesonnt, geliebt und wild bekämpft, ein Fußball ist immer wieder draufgeknallt, und im schlimmsten Falle haben sogar die Nachbarn etwas an ihrem Haus oder Dach verändert, so dass die ausgetüftelte Alu-Holz-Verbindung zwischen uns korrigiert werden muss. Wie gut, dass ich auf beiden Seiten sehr freundliche Nachbarsfamilien habe, die immer darauf bedacht sind, dass keiner der Beteiligten nass wird. Je nachdem, aus welcher Richtung der Regen kommt, kann es auch heute hier und morgen dort hineintropfen. Außerdem lässt der hohe Salzgehalt an unserer Pazifikküste das Wellblech schneller als anderswo rosten, so dass immer wieder Löcher gestopft werden müssen. Wie gesagt, es ist eine Wissenschaft, und ich bin inzwischen Profi. Dennoch ist die Spannung jedes Jahr wieder groß, wie die ersten tropischen Güsse wohl verlaufen werden. Das führt dazu, dass ich zu Beginn der Regenzeit immer etwas angespannt bin und nachts von dem ohrenbetäubenden Trommeln auf dem Dach aus dem Schlaf gerissen werde. Dann stehe ich meist kurz auf, um nachzusehen, ob und wo es tropft, und stelle entsprechend Eimer und Schlüsseln auf.

Irgendwann hat sich dann jedoch alles wieder eingespielt, die Rostlöcher sind gestopft und die Lücken zum Nachbarshaus geschlossen, und dann gibt es diese wunderbaren Wohlfühlmomente wie gestern Abend, in denen ich bei erfrischenden 25 Grad unter mein Moskitonetz krieche und vor dem Einschlafen einfach noch eine gute Weile dem Regen lausche. Wohl wissend, dass ich derzeit weder Eimer aufzustellen noch das Bett zu verrücken brauche, kann ich dann den Regengeschichten zuhören und es einfach genießen. Herrlich, gemütlicher geht eigentlich kaum!

Foto: Suhyeon Choi/Unsplash

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