Wo kommt denn das Kind her?

Am Sonntag hatten wir in der Pfarre den jährlichen „Weihnachtsbasar“. Sechs Kinder vom Kinderdorf und ich haben da ein kleines Krippenspiel vorgeführt, unterstützt von unserer Reitlehrerin Vera. Um es vorweg zu nehmen: es hat uns großen Spaß gemacht!

Traditionell haben wir eine Krippe mit lebenden Schafen (ausgeliehen von einem Gemeindemitglied) und dem Kinderdorfesel Stanley. Unsere Maria hatte sich einen Stoffelefanten als Bauch vorgebunden und konnte ohne Sattel (aber begleitet von Josef und Vera) auf Stanley reiten! Der Weg führte von der Pommesbude zur Suppenbude und schließlich zum Stall. In der Pommesbude trafen sie auf den Wirt Matthias, der dem Paar gerne geholfen hätte, aber nicht konnte: in der Herberge war kein Platz. Er schickt sie weiter zu Simon, dem anderen Gastwirt in Betlehem. Der ist nicht so freundlich, sondern fürchtet um seine reine Bettwäsche, die bei der drohenden Geburt Schaden nehmen könnte. Er knallt den beiden die Tür vor der Nase zu. (Das ging bei der Suppenbude richtig gut und hat den Kindern viel Spaß gemacht.) Während Josef und Maria noch ratlos mit ihrem Esel vor der zweiten Herberge stehen, kommt Simons Frau und lässt die beiden in den Stall. Da richten sie sich häuslich ein. Zum Schluss sagt die Wirtsfrau noch verlegen: „Aber wenn das Kind da ist, müsst ihr weiter.“

Zugegeben: kein lustiges Spiel. Aber wir haben im Moment so viel mit den Flüchtlingen zu tun – es waren auch welche auf dem Fest, dass ich kein rein harmonisches Ende schreiben wollte. Die Erwachsenen haben das meistens auch verstanden (wenn sie es denn akustisch verstehen konnten). Aber die Kinder kamen nach der ersten Runde und fragten: „Wenn wir das wiederholen, kommt dann das Kind in die Krippe?“

Nein, Kinder, das Kind kommt erst an Weihnachten, jetzt ist es noch bei Maria im Bauch. Und so, wie dieser Krippenspiel eigentlich Vorweihnachtsbasar heißen müsste (wir haben darüber dikutiert, aber es geht halt so schwer über die Zunge), so endet unser Krippenspiel am Christkönigssonntag, immerhin eine Woche vor Beginn der Adventszeit, nicht mit der Geburt Christi, nein, nein!

Unsere Kinder erleben in der Heiligen Nacht, wie das Christkind im Gottesdienst in die Krippe gelegt wird. Sie akzeptierten meine Erklärung erstaunt, aber klaglos. Eine junge Frau aus der Gemeinde hatte da schon größere Probleme: am Nachmittag, lange nach unserem Spiel, hielt sie es nicht mehr aus und legte eine Babypuppe in eine Decke gewickelt in die verwaiste Krippe. Fröhliche Weihnachten!

Sr. Barbara

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