Weihnachten in Afrika, „Forrest Gump“ und eine wunderbare Botschaft

Ob „Süßer die Glocken nie klingen“, „Leise rieselt der Schnee“ oder „Stille Nacht, heilige Nacht“: All diese Weihnachtslieder haben eine Gemeinsamkeit. Sie beschreiben Weihnachten als besinnliches, andächtiges und in diesem Rahmen durchaus fröhliches Fest. Kaum einer würde hierbei wohl widersprechen, kaum einer in unseren Breiten wird Weihnachten in den letzten Jahren nicht so erlebt haben.

Weihnachten in Simbabwe ist verglichen damit anders. Ganz anders. Zwar handelt es sich auch um ein freudiges Fest, dieses wird allerdings keineswegs andächtig begangen. Weihnachten in Simbabwe erscheint eher wie eine große Party. Die heilige Nacht, die bei uns eine stille ist, gehört hier mit Abstand zu den lautesten des gesamten Jahres. Es wird getrunken, in Kneipen gefeiert und das bis in die Morgenstunden des 25. Dezember hinein.

Aber auch kirchlich ist Weihnachten hier nicht mit dem in Deutschland zu vergleichen. Die Messen zum Hochfest fielen deutlich weniger groß als erwartet aus. Viele Menschen blieben dem Gottesdienst fern, die Bänke waren schlechter gefüllt als an einem normalen Sonntag. Auch als es mit den Schwestern abends in den Konvent ging, war nicht viel von Weihnachten zu spüren: Mit Popcorn und Erdnüssen begingen wir die heilige Nacht sehr schlicht.

Es gab natürlich auch schöne Momente. Einer war, als ich am späten Heiligabend zusammen mit Pater Alistair von meiner Stelle die Übertragung der Christmette mit dem Papst schaute. Beim Hören der europäischen Weihnachtslieder wurde ich unweigerlich an die Liturgie im Aachener Dom erinnert, die ich dieses Jahr sehr vermisst habe. Am zweiten Weihnachtstag machten wir einen Ausflug zu einem Stausee. Wir veranstalteten dort ein Picknick, spazierten am Wasser entlang und machten Fotos. Es hatte etwas von Familienausflug.

Und dennoch: All die Unterschiede zu Weihnachten in Deutschland machten es mir nicht leicht. Zudem war Einsamkeit – abseits dieser Höhepunkte – allgegenwärtig. Immer, als es auf mein Zimmer ging und die Tür hinter mir ins Schloss fiel, wurde mir bewusst, dass dieses Jahr an Weihnachten etwas getrennt ist, das eigentlich zusammengehört. Ich vermisste meine Familie. Nicht so furchtbar schlimm, dass es nicht zum Aushalten gewesen wäre. Aber der Gedanke an meine Lieben daheim war mein ständiger Begleiter.

Die freie Zeit versuchte ich mir mit Lesen und dem Schauen von Filmen zu vertreiben. Unter anderem sah ich mir „Forrest Gump“ an – einen wunderschönen Film, den ich bis dahin nur vom Namen kannte. „Mache aus den Dingen, die du hast, immer das beste“, ist eine der zentralen Aussagen dieses Filmes. Eigentlich eine ganz simple. Schon tausendmal gehört. Aber vor dem Hintergrund meines ersten Weihnachten fernab der Heimat erstrahlte sie in neuem Licht.

Ich habe also versucht, das beste aus diesem Weihnachten zu machen. Die schönen und guten Dinge zu sehen. Leicht war es nicht, aber man reift bekanntlich nur an seinen Herausforderungen. Weihnachten 2016 möchte ich auf jeden Fall wieder zu Hause verbringen. Und Weihnachten 2015 in Simbabwe bleibt als schöne Erfahrung in guter Erinnerung abgespeichert.

David Grzeschik

Foto: © Depositphotos/inxti74

«

»