Was Gott verbunden hat

Am Samstag passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet habe: Einer meiner Cousins hat geheiratet, eine ziemlich tolle Frau sogar. Es war weder die erste, noch die letzte Hochzeit, bei der ich war. Sie war weder bombastisch, noch war sonst irgendetwas anders als bei anderen Hochzeiten. Und doch war sie besonders: Sie war echt.

Selten hat man das Glück, dass bei kirchlichen Hochzeiten beide Partner was mit dem Glaubensding anfangen können. Dann werden die alten Riten abgenickt und mitgemacht, weil man es halt so macht. Und es bleibt für alle Beteiligten ein Kompromiss, für die sich Trauenden ebenso wie für den Zelebranten.

Aber diese Hochzeit ist anders. Da sind all die beteiligten Menschen, die sich einbringen: Die singen, die lesen, die mit Liebe auf das Brautpaar schauen. Da sind zwei Pfarrer, ein evangelischer, ein katholischer, die so wirken als würden sie wöchentlich ökumenisch trauen, so fliegen die Bälle hin und her. Da ist gesprochenes Ja-Sagen, dass so stark, so mutig, so überzeugt klingt, dass es mich weghaut gedanklich.

Die sakramentale Ehe ist so eine verdammte Herausforderung, jede Ehe ist das, diese besonders. Und mir fallen all die Ehen ein, in meinem Umfeld, die grad schwierig sind, in denen es kriselt. Jede dritte Ehe wird geschieden und immer wieder frage ich mich, wer das wohl sein wird, von den Menschen, die mir lieb und teuer sind. Nichts ist sicher für meine Generation, wir sind nicht verbindlich, wir schauen mal. Ich selber füge immer gerne ein “man weiß ja nie” hinzu. Aber an diesem Samstag trifft es mich, mehr als bei meiner eigenen Hochzeit: Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen. Bääääm!

So einfach. So unumstößlich. Soviel Verantwortung. Und Bürde. Und Ohnmacht. Und Hilflosigkeit.

Und soviel mehr.

Heute höre ich zum ersten Mal die Zusage, die in dem Satz steckt. Spüre das Mehr, das sie bereit hält. Begreife ein Stück von diesem Mysterium. Ich blicke auf das Brautpaar bei diesem Satz. Diese beiden, die könnten es wirklich schaffen, denke ich. Wir haben normalerweise kein super inniges Verhältnis, Familie halt und doch, heute möchte ich sie an mich drücken und ihnen sagen, dass sie großartig sind und sie nie allein sein werden auf ihrem Weg. Und ohne Witz – die Kirche war irgendwie mit Liebe gefüllt und das zog sich durch die kompletten Feierlichkeiten.

Und als am Ende der katholische Priester so laut bei “Großer Gott wir loben dich” mitgröhlte, dass man das Gefühl hatte, er hebt gleich ab vor lauter Seligkeit, da stimmten wir alle ein und gröhlten mit. Und irgendwie meinen wir es auch so.

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