War’s das jetzt?

Wieder ist ein Jahr rum und die hohen Feierlichkeiten, oder wie sie auch einfach im Volksmund „DIE Tage“ genannt werden, liegen wieder hinter uns. Klar, zwischen „den Tagen“ nehmen sich viele von uns frei, um dann ein wenig erholt und mit guten Vorsätzen gespickt in ein neues Jahr zu starten, in dem so vieles anders werden soll. Zum Beispiel sollen als erstes Opfer wieder die Kilos rollen, die man sich so feierlich an „den Tagen“ angefuttert hat. Tja, und Weihnachten ist wieder für ein Jahr rum.

„War’s das jetzt?“, frag ich mich und wechsele auf der Facebook-Seite unserer Pfarrei das Profilbild der vier brennenden Kerzen. Sind „die Tage“ also nun rum? Welches Bild pack ich nun rein? Frühlingsblumen? Nee, das ist dann doch was zu früh. Schneelandschaft oder… ah ja, morgen ist das Fest der Heiligen drei Könige … Und während ich nach einem schönen Bild suche und nachdenke über diese Könige und den König in der Krippe wird mir plötzlich klar: das war’s noch nicht mit Weihnachten, „die Tage“ sind noch nicht rum, im Gegenteil, Freunde: jetzt geht’s erst richtig los!

Weihnachten ist nur der Anfang von etwas ganz Großem und zwar vom Geben. Von dem „sich-selbst-Geben“. Denn seien wir mal ehrlich, Gott, also Jesus, ist ja nicht seinetwillen gekommen. Ich glaube, dass er es besser gehabt hätte, wenn er da geblieben wäre, wo er vorher war, denn der Jesus hat in seinem Leben als Mensch ja nicht nur so tolle Sachen erlebt, im Gegenteil. Viele Menschen waren nicht gut auf ihn zu sprechen und forderten hinterher sogar, dass er umgebracht wurde. Nein, für sich selbst hat er das sicher nicht gemacht, sondern einzig und allein für uns. Gott kommt in Jesus zu uns Menschen wegen uns! Er will uns damit Gutes tun. Er will sich selbst geben, damit wir Menschen verstehen, wie Gott ist und wie wir leben sollen, nämlich in Liebe zu mir selbst und zu den anderen Menschen um mich herum. Wenn ich das wirklich ernst nehme, kann es mit Weihnachten, dem Fest des Glaubens, an dem ich diese Botschaft erfahre, nämlich dass Gott sich mir gibt, damit ich verstehen lerne mich und andere zu lieben, dann kann das nicht bei dem Wissen und dem Glauben stehen bleiben, sondern dann muss ich das in Taten umsetzen. Dann muss ich mit mir selbst gut umgehen und dann muss ich auch anderen Gutes tun und dafür mitsorgen, dass es anderen um mich herum gut geht.

Und wenn ich dann mal in die Welt schaue, sehe ich, dass es vielen Menschen und darunter auch vielen Kindern gar nicht gut geht. Viele verhungern jeden Tag und wir haben hier ganz viel zu essen und tun unseren Körpern manchmal gar nicht gut damit, indem wir ihnen zu viel Essen geben. Wenn wir Weihnachten ernst nehmen, geht es nicht darum, dass wir uns die Mägen voll schlagen, leckeres Essen futtern und Geschenke bekommen, sondern, dass wir selbst etwas von uns geben. So wie Gott sich uns gegeben hat und wie die Heiligen drei Könige was dem Jesuskind gebracht haben, so sollen auch wir was in die Welt bringen, nämlich Gutes. Und so wie die drei Könige in unseren Kirchen ausgesendet werden, so werden wir alle nach Weihnachten ausgesendet in die Welt zu gehen und unseren Glauben an Gott, den wir an Weihnachten verstehen durften, in Taten umzusetzen. Nicht nur, indem wir Essen teilen. Das ist zwar ein ganz wichtiger Punkt, aber es gibt auch noch andere wichtige Punkte: es geht um Medizin, die alle Menschen haben sollten, es geht um Bildung, einen Beruf und um genügend Geld. Nicht darum, dass wir in Geld schwimmen wie Dagobert Duck, sondern, dass wir genug haben, um unsere Familien zu ernähren und etwas den Ärmeren abzugeben.

Und spannender Weise geht es genau darum, wenn wir das Vaterunser sprechen und da bitten „Unser tägliches Brot gib uns heute!“ Zu mir würde Gott dann sicherlich sagen: „Was willst du Raphaela, du hast Übergewicht!“ und dann würde ich sagen: „Ja, Gott, du hast recht und mir geht’s auch gar nicht gut mit all der Schokolade, die ich verputze und ehrlich gesagt will ich sogar was davon abgeben. Sorg du nur bitte dafür, dass ich ausreichend genug von allem habe. Ich will gar keinen Überfluss! Ich will, dass es allen gut geht, auch wenn ich dafür von meiner Schokolade abgeben muss.“

Ja, bitten wir darum, dass er uns genug gibt, nicht zu viel und nicht zu wenig, in allem, nicht nur im Essen, sondern auch in der Medizin und an Menschen, die sich um uns kümmern – die uns nicht verhungern lassen, weder körperlich noch seelisch, um einen Beruf und Geld, all das, was wir Menschen am nötigsten brauchen, um in dieser Welt gut leben zu können. Gut. Ausreichend. Nicht im Überfluss! Und damit verbunden ist die Bitte an mich selbst, dass ich immer schaue, dass ich für mich damit dann nicht alleine glücklich bin, sondern das Bewusstsein habe, dass Gott mich immer wieder aussendet wie die Heiligen drei Könige, von diesen wichtigen Gaben auch anderen armen Kindern, die so wie Jesus in einem erbärmlichen Stall liegen, abzugeben und zu teilen. Das ist der Sinn von Weihnachten. Tut das, was euch möglich ist, damit alle Menschen auf der Welt satt, gesund und glücklich werden.

Und deshalb ziehen jedes Jahr Kinder verkleidet als die drei Könige von Haus zu Haus, um für andere Kinder, die nicht so viel haben, zu sammeln. Und wenn jemand etwas gibt, dann wird dieser Mensch oder dieses Haus zum Segen. Dann malen die Könige einen Segensspruch an die Tür. In diesem Jahr also 20 C*M*B 15 – Christus mansionem benedicat – Christus segne dieses Haus. Der Glaube dieser Menschen ist nicht bei sich stehen geblieben, sondern indem sie teilen und etwas von sich geben, werden sie zum Segen für diese Welt. Da geschieht Weihnachten jeden Tag. Großartig!

In diesem Sinne weiterhin eine frohe und vor allem Segen bringende Weihnacht und bis „die Tage“ ;)

Raphaela Reindorf

Foto: steffne / photocase.de

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