Ted­dy an der Tür

von Lucia Traut

Ted­dy an der Tür

von Lucia Traut

Da sitzt er, der Ted­dy. Neben der Haus­tür, die gera­de hin­ter mei­nem Gro­ßen zuge­fal­len ist. Er ist tap­fer los­ge­zo­gen mit dem Rie­sen­tor­nis­ter auf dem Rücken wie jeden Mor­gen seit ein paar Wochen. Das klei­ne-gro­ße Schul­kind. Der Ted­dy sitzt wie jeden Mor­gen seit ein paar Wochen neben der Haus­tür, ein­ge­hüllt in die schon sehr lum­pen­ähn­li­che alte Baby­ku­schel­de­cke mit den ver­blass­ten blau­en Her­zen — ein Geschenk der Uroma zur Geburt. Heiß­ge­liebt bis heu­te.

Der Ted­dy hin­ge­gen ist nicht alt, son­dern brand­neu. Der Gro­ße hat ihn von sei­nem eige­nen Taschen­geld gekauft. Ganz allei­ne beim Schul­ba­sar. Das ein­zi­ge Stück übri­gens, das er dort erwarb. Ent­ge­gen mei­ner Erwar­tung kam er näm­lich nicht mit mas­sen­haft Super­hel­den-Plas­tik­schrott-Spiel­zeug nach Hau­se. Nein, in die­ser Situa­ti­on — allein in einer Mas­se auf­ge­reg­ter Kin­der und über­bor­den­der Aus­wahl an Spiel­sa­chen — brauch­te er kei­ne Super­hel­den. Er brauch­te etwas zum Kuscheln, Fest­hal­ten, Lieb­ha­ben. Eben genau die­sen klei­nen Ted­dy. Ein Kauf, der sozu­sa­gen exis­ten­zi­ell not­wen­dig war und aus­nahms­wei­se nicht nur geprägt von “Haben-Wol­len und dann wie­der ver­ges­sen”.

Auch wenn ich erst über­rascht war über die­ses “Baby-Spiel­zeug”, das er sich da aus­ge­sucht hat­te — so sehr beein­druckt mich der Stolz, mit dem er die­sen Ted­dy heim­brach­te und die Hin­ga­be, mit der die­ser Kuschel­bär bis heu­te bedacht wird. So para­dox es auch klin­gen mag: Die­ser Ted­dy ist das Sym­bol mei­nes Soh­nes für sei­ne Stär­ke und Selb­stän­dig­keit. Sei­ne Erin­ne­rung dar­an, dass er in die­ser für ihn neu­en und über­for­dern­den Situa­ti­on gut für sich selbst sor­gen konn­te. Sei­ne Bestär­kung, dass er ein Gespür dafür hat, was er wirk­lich braucht. Und sein Ver­trau­en dar­auf, dass er genau das fin­den wird, was er sucht. Und das alles ist gar nicht baby­haft, son­dern hat eine neue Qua­li­tät: Schul­kind-Qua­li­tät!

Nun sitzt der Ted­dy da neben der Haus­tür, in die alte Baby-Kuschel­de­cke gehüllt und war­tet auf die Rück­kehr mei­nes Soh­nes aus sei­nem täg­li­chen Schul-Aben­teu­er. Ein berüh­ren­des Arran­ge­ment aus “some­thing old, some­thing new, some­thing blue”. Geschenk­te Gebor­gen­heit von Anfang an und neu gefun­de­ne eige­ne Sicher­heit.

Ich bin über­zeugt: Die­ser Ted­dy und die­se Decke sind Got­tes Schutz­en­gel für mei­nen Sohn. Sein Segen im Kuschel­kleid, immer wie­der neu. Ich bin gespannt, in wel­chen über­ra­schen­den Gewän­dern sei­ne Schutz­en­gel in Zukunft bei uns auf­tau­chen wer­den. Denn dass sie auf­tau­chen wer­den, immer wie­der neu, immer wie­der anders, dass sie mit­wach­sen und mit­ge­hen, dar­auf ver­traue ich von gan­zem Her­zen. “Denn Gott hat sei­nen Engeln befoh­len, dich zu behü­ten, auf all dei­nen Wegen…..