Seelenbänke
von Markus Heib
Seelenbänke
von Markus Heib
eine Bank, ein Ort des Ankommens, des Innehaltens, des Ausruhens, des Auftankens, vielleicht auch des Staunens… Ein geschenkter Moment der Gedanken und Emotionen ein Fenster öffnet, das sonst im Alltäglichen verschlossen bleibt. Eine geschenkte Zeit, mit der Möglichkeit auf die Vergangenheit zurückzuschauen, die Gegenwart wahrzunehmen, einen Ausblick auf die Zukunft zu wagen oder gedankenlos zu genießen.
Kennen Sie, kennst Du vielleicht auch solch eine Bank?
Wo steht sie? In den Bergen, am Meer, im eigenen Garten,
vielleicht auch in einer Kirche oder Kapelle,
zu Hause oder an einem fernen Ort?
Wenn nicht: Wo sollte sie für Sie, für Dich stehen?
In den Sommermonaten und Ferienwochen sind wir viel unterwegs. Wir erkunden neue Länder, Orte oder nehmen bewusster unsere nähere Heimat wahr. Dabei kommt es immer wieder vor, dass wir uns eine Bank suchen, um eine Pause zu machen und / oder die Landschaft oder das Treiben um uns herum zu beobachten. Vielleicht steht sie auch in Ihrem Garten, wo Sie nach getaner Arbeit durchpusten oder Du dich einfach von der Abendsonne bescheinen lässt.
Ich bin ein Banksucher 😊.
Ich liebe es, einfach mal Platz zu nehmen, die Menschen um mich herum oder eine wunderbare Landschaft in den Blick zu nehmen. Manchmal verschwitzt und zufrieden, weil eine schöne Wanderung hinter mir liegt und ich neue Energie für den weiteren Weg tanke, manchmal entspannt, vielleicht sogar mit einem Bier in der Hand, erzählend mit dem Menschen an meiner Seite, nicht selten auch einmal alleine auf eine Gedankenreise gehend oder auch still in einer Kirche sitzend. Es sind nicht selten Momente, in denen der Kopf auf Standby schaltet, damit das Herz alle Energie aufsaugen kann. Beim Blick in die Ferne bin ich dann ganz nah bei mir. Ich liebe (diese) Bänke!
Aber was ich im Laufe der Zeit gelernt, ja gespürt habe: Bänke brauchen ausreichend Zeit und Abstand Der Zauber eines solchen Platzes lädt ein, den Stress oder Druck abzulegen und mir diesen Moment zu schenken.
Wenn ich dieses Geschenk nicht annehmen kann, dann drückt die Bank, ist sie ungemütlich und viel zu hart. Ich werde oder bleibe unruhig, finde keine Verbindung, weder zur Natur um mich herum, noch zu einer, einem Gesprächspartner*in und erst recht nicht zu mir oder vielleicht auch zu Gott. Wenn ich aber mir den Raum gebe, dann kann ich auch die Last von meinen Schultern nehmen, sie neben mich auf die Bank legen. Sie verliert dann an Druck, an Macht. Ich versuche im Ansehen sie ein Stück loszulassen.
Einatmen – Ausatmen – Lächeln.
Die Bank ist gerne auch Zeitschenkerin. Sie strahlt in solchen Momenten eine beruhigende, anziehende Wirkung aus, lässt mich und meine gehetzten Gedanken einmal Ruhe finden. Sie verstärkt den Wunsch in mir, jetzt nicht sofort wieder aufzustehen, weiterzugehen. Sie lädt ein loszulassen und zuzulassen, abzulegen oder aufzusaugen.
Manchmal spricht eine Bank auch zu mir: Nimm Platz, nimm dir Zeit, spüre den Moment, er gehört dir! Das sind für mich SEELENBÄNKE. Sie bringen mich mit dem in Verbindung, was tief in mir ist. Ich genieße einfach nur, mein Herz tanzt zu ganz leiser Musik. Eine Bank irgendwo im nirgendwo als Ort der Verzauberung und der Sehnsucht.
Ich weiß nicht, ob Gott sich auf eine Bank gesetzt hat, aber direkt am Beginn der Bibel, im Buch Genesis, macht er deutlich: Komm auch einmal zur Ruhe. Schau auf das Erreichte. Lege, wenn möglich den Druck des Machen Müssen ab, genieße den Augenblick.
Ich hoffe für ihn, dass er so eine Bank gefunden hat, wo er sich nach getaner Arbeit nicht nur ausruhen, sondern auch das Wunder seiner Schöpfung und des Lebens staunend, mit einem zufriedenen Lächeln in sich aufnehmen konnte.
Genesis 2,1:
„So wurden Himmel und Erde vollendet und ihr ganzes Gefüge.
Am siebten Tag vollendete Gott das Werk, das er geschaffen hatte
und er ruhte am siebten Tag aus, nachdem er sein Werk vollbracht hatte.“
Das wünsche ich Ihnen, Dir und uns allen, dass wir Bänke finden, die mitten im Leben stehen, um Innezuhalten, Erlebtes zu verarbeiten, Pläne zu schmieden, Gegenwart wirken, Träume vor dem inneren Auge entstehen zu lassen oder einfach der Wirklichkeit zu entfliehen.
Ein Platz den Geschichten des Herzens, der Stille, einer vertrauten Person zu lauschen oder sich selbst jemandem anzuvertrauen.
Eine kleine Insel für Augenblicke der Stille, des Loslassens, des sich vertraut Machens oder des einfach nur staunend da Sitzens:
Einatmen – Ausatmen – Lächeln… WUNDERBAR… WUNDERBANK.
Bleiben wir (SEELEN)Banksucher!
Fotos: ©Markus Heib

