Seeerlebnis

Auf zwei Orte freue ich mich bei Israelreisen besonders: Jerusalem und den See Genesareth. Diese zwei Orte könnten nicht weiter voneinander entfernt liegen. Der See liegt ruhig zwischen Hügel und plätschert oder bewegt sich schon einmal im Sturm und Jerusalem brodelt, kocht zwischen den Pilgergruppen und den heimischen Arabern und Juden. Kein Wunder, dass Jesus den See zu seiner Wahlheimat gemacht hat. Viele Geschichten seines Lebens haben rund um diesen See stattgefunden. Heilungen, Wunder, Reden, Ruhezeiten, Gebet, Streit. Die Bibel versteckt darin viele Emotionen, auch wenn sie diese nicht benennt.

Am meisten beeindruckt mich die Geschichte vom Hauptmann von Kafarnaum. Das Evangelium nach Matthäus berichtet davon (Mt 8,5-10).

Als er nach Kafarnaum kam, trat ein Hauptmann an ihn heran und bat ihn: Herr, mein Diener liegt gelähmt zu Hause und hat große Schmerzen. Jesus sagte zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. Da antwortete der Hauptmann: Herr, ich bin es nicht wert, dass du mein Haus betrittst; sprich nur ein Wort, dann wird mein Diener gesund. Auch ich muss Befehlen gehorchen und ich habe selber Soldaten unter mir; sage ich nun zu einem: Geh!, so geht er, und zu einem andern: Komm!, so kommt er, und zu meinem Diener: Tu das!, so tut er es. Jesus war erstaunt, als er das hörte, und sagte zu denen, die ihm nachfolgten: Amen, das sage ich euch: Einen solchen Glauben habe ich in Israel noch bei niemand gefunden.

Die Geschichte zeigt mir diesen Jesus als Menschen, nicht fern, nicht Gott allein, nicht perfekt. Er lernt dazu. Er hat diesen Fremden und Heiden falsch eingeschätzt. Er hatte Vorurteile. So wie ich sie oft habe. Aber das Besondere ist, dass der Hauptmann Größe zeigt. Er weiß, dass sein römisches Haus für einen Juden unrein ist. Er glaubt daran, dass Jesus helfen kann. Seine Verzweiflung und Hoffnung, seine Liebe zu seinem Diener sprengen die Grenzen zwischen Religionen, Kulturen und Nationalitäten.

Erst durch den Hauptmann treffen die Beiden aufeinander und reden, handeln, gehen nicht aneinander vorbei. Wenn ich mir auch etwas davon mitnehmen könnte…

«

»