Pommestage

Da gibt es diese Tage, wo man denkt: Warum bin ich heute überhaupt aufgestanden? So einen Tag hatte ich heute. Einfach alles lief schief: ich musste eine Freundin versetzen, dann rief ich einen Kollegen an, um einige Dinge mit ihm abzusprechen, der am Tag zuvor Geburtstag hatte (und das las ich bei Facebook erst nach dem Telefonat), der Kreislauf machte den ganzen Tag, was er wollte und die Dame an der Wursttheke fühlte sich vollkommen angegriffen, als ich höflich nachfragte, ob sie schon geschlossen habe. Nach der Wurstthekenaktion am Abend bin ich mir ganz sicher: Das war ein klassischer Pommestag – denn da helfen nur noch Pommes. Die Salätchen-Idee werfe ich über Bord und hole meine Pommes in der Kühltheke.

Solche Tage fühlen sich nicht gut an, aber es gibt sie einfach. Manchmal dreht es einem den Magen um und manchmal hat man das Gefühl, man müsse alles in sich reinfressen. Weder das eine noch das andere tut gut, denn beides passiert aus einer Frustration heraus. Und dennoch passiert es.

Abgeben. So heißt es doch: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen“ (Mt 11,28-29). Ich kann also abgeben und ich glaube darin liegt die Kunst. Besonders in schweren Momenten meinen Gott ernst nehmen und ihm hinhalten, was ich nicht mehr (er-)tragen kann. Wenn mir das gelingt und ich sein Dasein spüre, bekommt der Tag eine ganz andere Dynamik, eine gewisse Leichtigkeit – und die Pommes esse ich nicht mehr aus Frustration.

Und so esse ich am Abend ganz gemütlich meine Pommes und frage meinen Gott mit einem Schmunzeln: „Was war das denn heute? Ich lege besonders diesen Tag zurück in Deine Hände!“

PS: Als ich jemanden bat, diesen Text zu lesen, schrieb er mir: „Das kenne ich, ich habe das mit Schokolade ;-)“

Kerstin Schützendorf

Foto: johannawittig / photocase.de

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