Nie wieder! Niemals wieder!

Sommer 2015.

Zusammen mit einigen jugendpastoralen Kolleginnen und Kollegen waren wir auf  Vortour für den Weltjugendtag in Krakau. Wir wurden überall herzlich willkommen geheißen und mit offenen Armen empfangen. Es war uns damals ein wichtiges Anliegen, neben den zentralen Orten des Weltjugendtages  auch Oświęcim/Auschwitz aufzusuchen.

Nahe bei den Lagern ist ein Kloster der Franziskaner-Minoriten.
Dort befindet sich unterhalb der Kirche, hinter einer schweren Tür, eine sehr eindrucksvolle Ausstellung. Es handelt sich um den Bilderzyklus „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“ des ehemaligen Auschwitz Häftlings Marian Kołodziej. (Zu finden unter:  http://wystawa.powiat.oswiecim.pl/)

Die Exposition ist eine künstlerische Vision der KZ-Hölle. Sie traf uns alle damals bis ins Mark.

Kołodziej malte riesige dunkle ‘Seelenbilder’. Nur mittels einzelner Striche. Jeder Strich steht für einen Toten, den er im Lager sehen musste. Riesige Bilder aus tausenden und aber tausenden Strichen – überall Todesfratzen. Bilder, die die Hölle zeigen. Bilder, die mir den Magen zuschnürten und mich tief betroffen machten. Menschengemachter Tod, unbeschreibliches Leid, Depression und Traumata.

Am 14. Juni 1940 kam Marian Kołodziej mit dem ersten Häftlingstransport nach Auschwitz und erhielt die Nummer 432. Dort überlebte er bis Ende 1944, bis er im Rahmen der Evakuierung nach Buchenwald verlegt wurde. Im Februar 1945 wurde er nach Mauthausen gebracht und am 6. Mai 1945 von der III. US-Armee befreit.

1992 erlitt Kołodziej einen Schlaganfall und war halbseitig gelähmt. Nach fast fünfzig Jahren des Schweigens griff er auf die dramatischen Erinnerungen aus der Jugend zurück, auf die Zeit, die er in Konzentrationslagern verbrachte, und schuf „Klischees der Erinnerung. Labyrinthe“.

Vor kurzem jährte sich der  75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz durch die Rote Armee. Um diesen Tag herum fanden vielen Gedenkveranstaltungen, Erinnerungsveranstaltungen und Solidaritätsbekundungen statt.

Bundespräsident Steinmeier warnte in seiner bemerkenswerten Rede in der Gedenkstätte Yad Vashem vor “bösen Geistern”, die heute in neuen Gewändern wieder zu einer Gefahr werden.

“Sie präsentieren ihr antisemitisches, ihr völkisches, ihr autoritäres Denken als Antwort für die Zukunft, als neue Lösung für die Probleme unserer Zeit… Es sind nicht dieselben Täter. Aber es ist dasselbe Böse. Und es bleibt die eine Antwort: Nie wieder! Niemals wieder!”

In Deutschland erstarken wieder extremistische Kräfte. Ihre Stimmen sind laut, und sie verschieben Diskurse.
Sie finden wieder Gehör, auf der Straße und in Parlamenten.

Mit den Bildern von Kołodziej vor meinem geistigen Auge und den Gefühlen von Ohnmacht und Wut weiß ich, dass es Zeit ist, sich klar zu positionieren!

Für eine freiheitliche Gesellschaft, in der ein demokratischer Grundkonsens besteht, in der Hass und Gewalt keine Rolle spielen.

Jonas Zechner

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