Nebel­ta­ge

von Mareile Mevihsen

Nebel­ta­ge

von Mareile Mevihsen

Alles ist grau an Nebel­ta­gen. Es sind Tage, an denen es ein­fach nicht hell wird. Durch den Nebel ist alles nur sche­men­haft, selbst die Geräu­sche im Lärm des All­tags sind gedämpft. Es gab vie­le Nebel­ta­ge in den letz­ten Wochen. Vie­le Tage, an denen ich mich frös­telnd ein­gra­ben woll­te, auf dem Sofa und in mir drin. Aber Nebel­ta­ge haben nichts gemüt­li­ches – Nebel­ta­ge erfül­len mich mit Trau­rig­keit und Unru­he. Und dem Gefühl, dass die Son­ne nie wie­der scheint und das blü­hen­de Leben mei­len­weit ent­fernt ist.

Es gibt nichts, das hilft, wenn der Nebel auf­zieht. Und doch muss ich mich auf­ma­chen, einen Weg hin­durch zu fin­den. Ich wünsch­te ich wüss­te wie das gelingt. Ich span­ne eine Schnur des Lichts:

Die Nase im Hun­de­fell ver­gra­ben.

Ein altes Foto von einem Ver­stor­be­nen fin­den und in einen Brief­kas­ten wer­fen. Dich im Dro­ge­rie­markt tref­fen, wäh­rend du einen Bil­der­rah­men dafür kaufst. Und das Glück in dei­nen Augen sehen, wäh­rend du mich still umarmst und ein Schnapp­schuss nach 25 Jah­ren plötz­lich einen Sinn ergibt.

Das Lächeln der Post­bo­tin am Mor­gen.

Am Mor­gen dop­pelt so vie­le Äpfel in die Brot­do­se schnei­den, weil der neue ukrai­ni­sche Jun­ge in dei­ner Klas­se ges­tern nichts zu essen mit hat­te und du da geteilt hast, was du hat­test. Und dich jetzt sorgst, ob es genug ist.

Am Mon­tag im Auto die Musik auf­dre­hen.

Eine Freund­schaft, die dir anse­hen kann, wie du dich fühlst. Und in der Sport­hal­le im Vor­bei­ge­hen sanft nach dei­ner Hand greift und sie ein­mal fest drückt.

Der Schus­ter, der für sie­ben Euro einem Kin­der­schuh noch­mal neu­es Leben ein­haucht.

Als du mich hoch­ziehst, an einem die­ser Nebel­ta­ge, vom Ess­tisch und mich an dich ziehst und mit mir tanzt, so wie an dem Abend, an dem das Glit­zern mei­nes Klei­des zu Pink Floyd der Tanz unse­res Lebens wur­de.

Viel­leicht nicht viel. Und doch alles. An Nebel­ta­gen. Mei­ne Spur des Lichts.