Morgen, Kinder, wird’s was geben
Wie bitte?, fragt sich der geneigte Leser bei dieser Überschrift. Weihnachten ist doch vorbei, bis es wieder was gibt, dauert es noch lang. Beides stimmt. Aber für mich endet Weihnachten erst heute, am Dreikönigstag.
Heute findet das letzte Weihnachts-/Adventssingen im Kreise meiner Familie statt. Wo bei anderen schon längst die Bäume aus dem Fenster geflogen sind, setzen wir uns nochmal zusammen und singen gemeinsam Weihnachtslieder. Diesen Brauch gibt es seit unzähligen Jahrzehnten bei uns. An jedem Tannenbaum einer Familie wird gesungen. Irgendwann waren wir zu viele, so dass schon im Advent gesungen wurde. So kenne ich es. Die Kinder sagen Gedichte auf zwischen den Liedern. Vor oder nach dem Singen wird für das leibliche Wohl gesorgt und ein Gläschen Sekt darf nach getaner Arbeit nicht fehlen.
Wir sind so um die 25, wenn wir uns treffen. Das sind all die der weitaus größeren Familie, die nah beisammen wohnen. Die Bandbreite erstreckt sich von 4 Monaten – 89 Jahre, vom Bass zum Tenor. Gesungen wird aus alle paar Jahre erneuerten Heften, mittlerweile steht “Jingle Bells” genauso drin wie “Es ist ein Ros’ entsprungen”, die Weihnachtsbäckerei neben “Menschen die ihr wart verloren”.
Für mich beginnt Weihnachten, wenn wir Heiligabend gemeinsam “Stille Nacht” singen. Mit so vielen Menschen zusammen zu sein, die alle irgendwie zu dir gehören, ist ein Geschenk. Beschenkt werden wir jedes Mal, wenn wir gemeinsam singen. Heute wird also abgesungen und Weihnachten geht dem Ende zu. Aber auch wenn sich vieles ändert, wenn manche von uns altersbedingt gehen, andere dazu geboren werden, so bleibt die Gewissheit, dass in nur 11 Monaten wir, in welcher Konstellation auch immer, wieder zusammenkommen um gemeinsam zu singen, zu essen, zu feiern, zu glauben – welch ein Jubel, welch ein Segen, wird dann in unserem Hause sein!
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