Mor­gen, Kin­der, wird’s was geben

von Mareile Mevihsen

Mor­gen, Kin­der, wird’s was geben

von Mareile Mevihsen

Wie bit­te?, fragt sich der geneig­te Leser bei die­ser Über­schrift. Weih­nach­ten ist doch vor­bei, bis es wie­der was gibt, dau­ert es noch lang. Bei­des stimmt. Aber für mich endet Weih­nach­ten erst heu­te, am Drei­kö­nigs­tag.

Heu­te fin­det das letz­te Weih­nachts-/Ad­vents­sin­gen im Krei­se mei­ner Fami­lie statt. Wo bei ande­ren schon längst die Bäu­me aus dem Fens­ter geflo­gen sind, set­zen wir uns noch­mal zusam­men und sin­gen gemein­sam Weih­nachts­lie­der. Die­sen Brauch gibt es seit unzäh­li­gen Jahr­zehn­ten bei uns. An jedem Tan­nen­baum einer Fami­lie wird gesun­gen. Irgend­wann waren wir zu vie­le, so dass schon im Advent gesun­gen wur­de. So ken­ne ich es. Die Kin­der sagen Gedich­te auf zwi­schen den Lie­dern. Vor oder nach dem Sin­gen wird für das leib­li­che Wohl gesorgt und ein Gläs­chen Sekt darf nach geta­ner Arbeit nicht feh­len.

Wir sind so um die 25, wenn wir uns tref­fen. Das sind all die der weit­aus grö­ße­ren Fami­lie, die nah bei­sam­men woh­nen. Die Band­brei­te erstreckt sich von 4 Mona­ten — 89 Jah­re, vom Bass zum Tenor. Gesun­gen wird aus alle paar Jah­re erneu­er­ten Hef­ten, mitt­ler­wei­le steht “Jing­le Bells” genau­so drin wie “Es ist ein Ros’ ent­sprun­gen”, die Weih­nachts­bä­cke­rei neben “Men­schen die ihr wart ver­lo­ren”.

Für mich beginnt Weih­nach­ten, wenn wir Hei­lig­abend gemein­sam “Stil­le Nacht” sin­gen. Mit so vie­len Men­schen zusam­men zu sein, die alle irgend­wie zu dir gehö­ren, ist ein Geschenk. Beschenkt wer­den wir jedes Mal, wenn wir gemein­sam sin­gen. Heu­te wird also abge­sun­gen und Weih­nach­ten geht dem Ende zu. Aber auch wenn sich vie­les ändert, wenn man­che von uns alters­be­dingt gehen, ande­re dazu gebo­ren wer­den, so bleibt die Gewiss­heit, dass in nur 11 Mona­ten wir, in wel­cher Kon­stel­la­ti­on auch immer, wie­der zusam­men­kom­men um gemein­sam zu sin­gen, zu essen, zu fei­ern, zu glau­ben — welch ein Jubel, welch ein Segen, wird dann in unse­rem Hau­se sein!