Menschenfischer

Harald ist mein Lieblingskollege. Schon immer. Als ich vor fünf Jahren angefangen habe, als Jugendbeauftragte zu arbeiten, war er es, der mich an die Hand nahm und erzählte. Von seiner Vision von Kirche. Er steckte mich an.

Als wir unser Jugendkirchen-Projekt begannen, ahnten wir nicht wie wenig und zugleich wie viel wir erreichen sollten. Das ist seiner Beharrlichkeit, seiner Kreativität und seiner Standfestigkeit zu verdanken. Es war nicht immer leicht für mich da mitzuhalten. Er hatte die Kontakte, er hatte die Berufs- und Lebenserfahrung. Unser Ehrenamtler-Team liebt ihn mehr als alles andere. Ich bin da mehr Statist. Das tat manchmal ganz schön weh. Und so haben wir vielfach miteinander gerungen in den letzten fünf Jahren. Gelacht und geweint, gebetet und geschimpft und gejubelt.

Aber wir wussten immer eins: Wir gehören zusammen, wir sind ein Team und gemeinsam stark. Im Sommer ging ich dann in die Elternzeit. Und jetzt geht er und wechselt die Stelle. Das war ein echter Schock. Und doch vielleicht kein Zufall, dass für uns beide nun ein neuer Lebensabschnitt beginnt.

Von Harald durfte ich lernen, dass manchmal weniger mehr ist und dass die leisen Töne die Musik machen. Ich durfte an ihm beobachten, dass er jedem einzelnen Menschen, und sei er noch so anstrengend und nervtötend, mit Wertschätzung gegenüber trat und trotzdem für das eintrat, an was er glaubte. Er blieb immer fair und gerecht. Und was er am Besten konnte war eine Bühne zu schaffen, auf der jeder strahlen durfte mit dem was ihm lag, während er bescheiden im Hintergrund agierte. Und der deshalb häufig unterschätzt wird.

Warum aber dieses Loblied hier im Blog? Weil Harald einer ist, der aus seinem Glauben lebt. Der wirklich für das einsteht, was ihm wichtig ist. Der Nachfolge ernst nimmt. Einer, der dazu geboren ist Menschenfischer zu sein. Der nach Jahrzehnten als Pastoralreferent die Hoffnung auf eine Kirche der Zukunft nicht aufgegeben hat. Und der bereit ist neu aufzubrechen, sich einzulassen und bei den Menschen zu sein.

Dafür bewundere ich dich. Aber auch, weil du mir über die Jahre nicht nur Kollege warst, sondern auch Freund. Und weil du all meine Wege mitgegangen bist, die leichten und die schweren.

Solange es Menschen wie dich gibt, kann ich an Kirche glauben. Jetzt dürfen andere mit dir arbeiten.

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