Ich bin ein Filet – äh, ein Vie­le!

von Matthias Fritz

Ich bin ein Filet – äh, ein Vie­le!

von Matthias Fritz

Na, was denn jetzt? Den einen bin ich viel­leicht ein Filet, den ande­ren ein Vie­le …

Im Stu­di­um und in der Aus­bil­dung wur­den wir gepäp­pelt und behü­tet. Gera­de so als wären wir eine aus­ster­ben­de Ras­se oder ein Tier auf der roten Lis­te. Das traf ein wenig auf mich als jun­ge Gene­ra­ti­on zu, denn wir sind ja ver­schrien als ein­ge­bil­de­te Gene­ra­ti­on Y, immer behü­tet, gepam­pert und von Heli­c­op­ter­el­tern beschützt. Schön, dass Kir­che dies auch in der Aus­bil­dung für uns fort­ge­setzt hat. Da hät­te es ja nur zu gut kusche­lig wer­den kön­nen.

Aber das war es nicht, denn wir sind nicht nur ein Filet — wir sind auch ein Vie­le. Denn ich möch­te nicht nur die Hoff­nung für man­che und eines der Letz­ten sei­ner Art sein. Ich habe auch ein Leben. Und in die­sem Leben möch­te ich mich auch zurecht fin­den. Manch­mal glau­be ich schon per­fekt zu sein und in ande­ren Momen­ten füh­le ich mich wie ein Kin­der­gar­ten­kind. Alles zurück auf Anfang und noch ein­mal neu anfan­gen. Und so lang­sam mer­ke ich, dass ich den einen Men­schen die­ser Mat­thi­as bin und den ande­ren die­ser. Ich pas­se nicht in Schub­la­den und ich bin kei­ne Kate­go­rie. Ich bin nicht nur links oder rechts, alt­ba­cken oder ultra­mo­dern. Das ist eine Ver­su­chung, der ich auch in Vor-Urtei­len Men­schen gegen­über unter­lie­ge. Aber ich muss ler­nen, dass das so nicht geht. Weil ich so auch nicht funk­tio­nie­re.

Ich bin mein Weg zu Gott – nur so wie ich es kann. Und immer wie­der docken Men­schen an, die mit mir Weg­stre­cken gehen kön­nen und die­se tei­len. Dann schmerzt es viel­leicht, wenn sie gehen, aber ich habe das Ver­trau­en, dass sie ihren Weg gehen wer­den. So wie ich das auch tue. Dann ist viel­leicht jeder ein Filet oder ein Vie­le. Oder wie Pau­lus es sagt:

Da ich also von nie­mand abhän­gig war, habe ich mich für alle zum Skla­ven gemacht, um mög­lichst vie­le zu gewin­nen. Den Juden bin ich ein Jude gewor­den, um Juden zu gewin­nen; denen, die unter dem Gesetz ste­hen, bin ich, obgleich ich nicht unter dem Gesetz ste­he, einer unter dem Gesetz gewor­den, um die zu gewin­nen, die unter dem Gesetz ste­hen. Den Gesetz­lo­sen war ich sozu­sa­gen ein Gesetz­lo­ser — nicht als ein Gesetz­lo­ser vor Gott, son­dern gebun­den an das Gesetz Chris­ti -, um die Gesetz­lo­sen zu gewin­nen. Den Schwa­chen wur­de ich ein Schwa­cher, um die Schwa­chen zu gewin­nen. Allen bin ich alles gewor­den, um auf jeden Fall eini­ge zu ret­ten. Alles aber tue ich um des Evan­ge­li­ums wil­len, um an sei­ner Ver­hei­ßung teil­zu­ha­ben. 1. Kor 9,19 – 23

Foto: boing/photocase.de