Himmelwärts – Erdverbunden

Und schon ist sie wieder vorbei – die Osterzeit. Spätestens mit Christi Himmelfahrt und der ganzen Reihe an freien Donnerstag und Montagen in Mai und Juni wechselt die Stimmung wieder in den Gottesdiensten. Weniger Halleluja, so wie weniger Lametta und weniger Feierlichkeit. Alltag zieht ein und damit der normale Lauf durch die Bibelstellen, die von den Wundern und Gleichnissen Jesu erzählen. Und trotzdem ist es gerade die Realität, die ich so sehr mag und in den Feiertagen zum Ende der Osterzeit wiederfinde.

An Christi Himmelfahrt wird der gap zwischen Himmel und Erde noch einmal augenscheinlich besonders deutlich. Die Engländer haben die tolle Unterscheidung zwischen dem naturwissenschaftlichen Himmel (sky) und dem religiösen Himmel (heaven). Und obwohl wir im Deutschen nur gedanklich dazwischen unterscheiden, werden die Jünger in der Bibelstelle von der Himmelfahrt ganz anders an die Realität des Himmlischen (im Irdischen) erinnert. Was steht Ihr da uns schaut nach oben? (Vgl. Apostelgeschichte 1,11).

Der himmlische Jesus hat seine Spuren auf der Erde hinterlassen, versucht die Gemeinschaft von Menschen zu bilden und alles was die Jünger tun können, ist gen Himmel zu gucken. Ist das Sehnsucht nach Jesus, Sehnsucht nach einer Utopie, Sehnsucht nach etwas Unerreichbarem?

Zehn Tage später sollen sie merken, dass ihr Auftrag ein himmlischer Auftrag ist, denn sie werden für Ihre Aufgaben auf der Erde bestärkt und sollen es selber mit der Kraft von oben tun. Der Geist Gottes, der seit Beginn der Schöpfung die Welt durchwirbelt, soll sie selber bestärken und durchwirbeln um selber himmlische Zeichen zu sein.

Der Blick muss nicht mehr gen Himmel gehen, sondern den Raum um sie herum erfüllen. Deswegen können die Jünger an Pfingsten auch die Fenster aufreißen und die Welt zwischen Himmel und Erde neu entdecken. Die Lebensrealität vor ihren Augen ist gerade ihr Ding und dazu werden sie bestärkt.

Dieser Wechsel in die Realität des Lebens ist es, der mich selber erfüllt jeden Tag aufzustehen und der Realität eines jeden Tages ins Auge zu schauen. Kein großes Halleluja, kein ständiges Lametta, aber die Momente, die das Leben bedeuten.

Foto: Jonathan Schöps / photocase.de

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