Geburtstagsgedanken

Ich hatte Geburtstag vor ein paar Tagen. Am Abend lag ich völlig erschlagen im Bett, obwohl ich die Feierei schon sehr reduziert hatte. Und die Melancholie machte sich breit und ich haderte mit dem Alter, dem grauen Haar, das ich wieder entdeckt hatte und der Zeit, die mir davon lief.

Ich wollte nie zulassen, dass mich das Mutter-sein verändert. Bloß nichts aufgeben von meinem Freiheitsdrang, von der Sehnsucht nach wildem Leben, nach Unabhängigkeit und unzähligen Optionen.

Alles hat seine Zeit. Steht schon in der Bibel. Wird oft zitiert. Was es bedeutet begreife ich erst jetzt. Meine Lebenszeit zerrinnt unter meinen Fingern, das spüre ich, seit ich einem anderen Leben beim Wachsen zusehen darf. Mit jedem Entwicklungsschritt, den der Kleine macht, altere ich ein klitzekleines bisschen. Und das macht mir Angst. Gefangen in der Frage, ob ich nicht doch noch die Elternzeit verlängere oder wieder arbeiten sollte, sehe ich die Zeit entschwinden. Und die hundertmillionen “Aber”. An erster Stelle dass wir uns finanziell eigentlich nicht leisten können, dass ich zuhause bleibe. Da sind all die Verpflichtungen den Menschen gegenüber, mit denen ich arbeite. Da ist die Angst was mit der Stelle passiert, wenn man eine Weile nicht dabei ist. Aus den Augen, aus dem Sinn? Und die Sanduhr läuft stetig weiter.

Der Plan? Eine Tönung für die Haare auf jeden Fall. Und sonst so? Kopf aus, Herz an. In die Stille horchen. Auf Antwort warten.

Eine Ahnung haben. Davon dass ich die Antwort kenne, lange schon. Eigentlich immer. Dass es eine Sehnsucht in mir gibt, die mich einst krank gemacht hat. Und mich jetzt heil macht. Und ganz.

Alles hat seine Zeit. Jetzt ist sie da. Heilen, lieben, bauen, lachen, tanzen, umarmen, pflanzen, sammeln (und so vieles mehr, im Buch Kohelet). All das liegt zum 31. Geburtstag auf meinem Gabentisch:

Du.darfst.jetzt.glücklich.sein.

Die Zeit dafür ist längst da.

«

»