Elf Minuten

Elf Minuten Stille. Einer ist gerade eingeschlafen, einen muss ich gleich wecken.

Elf Minuten in zwölf Stunden Lärm. Elf Minuten, die nur mir gehören.

Zu wenig, um loszulassen all das Unruhige, Bewegende, die Lebenswogen. Zu wenig, um etwas anzufangen oder zu Ende zu bringen, nicht mal diesen Text.

Du fehlst mir, Gott. Mich umgeben Menschen Tag und Nacht. Ich kann dich dort finden.

Aber mir fehlt die Stille, die Einsamkeit, der gedankenleere Raum, in dem du mir begegnest, in dem ich die Gedanken teilen kann, die für keinen anderen bestimmt sind. In dem ich wagen darf auszusprechen, was ich nirgendwo anders formulieren kann. In der Hoffnung, dass du siehst, ohne dass ich reden muss. Dass du hörst, was zwischen den Zeilen klingt. Dass du annimmst, ohne zu urteilen.

Bei dir will ich mir selbst begegnen, mir in die Augen schauen, meine innere Stimme hören, annehmen, aushalten, loslassen.

Elf Minuten Stille. Ich lege sie in deine Hände.

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