Ein Jahr Simbabwe. Ein Jahr was? Simba… ?

Genau. In wenigen Wochen werde ich für ein knappes Jahr nach Simbabwe aufbrechen. In ein Land, mit dem in unseren Breiten wohl nur wenige etwas anfangen können. Wo genau liegt es denn nun, dieses unbekannte und unaussprechliche Simbabwe?

Geht man von uns aus etwa 11.300 Kilometer Richtung Süden, ziemlich gradlinig, dann kommt man irgendwann in Simbabwe an. Es liegt im Süden von Afrika und ist ein Binnenstaat. Ich selbst werde mich in Tschitschi aufhalten – einem Dorf im Osten des Landes, nahe der kleinen Stadt Plumtree.

Ich weiß nicht viel über das Land. Selbst das vermeintlich endlose Internet stößt bei Simbabwe an seine Grenzen. Man findet ein bisschen etwas über Robert Mugabe, den Diktator des Landes. Vereinzelt gibt es Artikel über die andauernden wirtschaftlichen Probleme. Vor einigen Tagen machte ein getöteter Löwe Schlagzeilen. Das war‘s.

Den Wunsch, nach dem Abitur etwas komplett anderes auszuprobieren, habe ich schon länger. In welches Land genau es gehen sollte, war für mich immer zweitrangig gewesen. Als jemand, der gerade erst 18 Jahre alt geworden ist und Europa noch nie verlassen hat, reizt mich die Erfahrung des Unbekannten.

Ins Ausland gehe ich über die katholische Entsende-Organisation „Missionar auf Zeit“ (MAZ). MAZ ist ein Kooperationsprogramm verschiedener christlicher Ordensgemeinschaften. Für mich bedeutet das, dass ich in Simbabwe in einer Schule arbeiten werde. Meine Aufgabe: Schüler am Nachmittag betreuen.

Neben der Arbeit in der Schule gehört zum MAZ-Programm aber vor allem auch eines: das Mitleben in einem Kloster. Das Einhalten der Gebetszeiten, das Zusammenleben mit den Ordensbrüdern. Ungewöhnlich? Aber Hallo! Was die Spannung noch ein wenig erhöht: Ich bin der erste Freiwillige, den MAZ nach Simbabwe schickt. Die Stelle ist ganz neu eingerichtet. Ich bin das Versuchskaninchen. Das ehrt mich auf der einen, macht mir aber auch Sorgen auf der anderen Seite.

Wie sehr wird mich Heimweh beschäftigen? Wie gut werde ich mit den Leuten vor Ort klarkommen? Ist ein Jahr im Kloster wirklich das Richtige für mich? Wie werde ich Klima und Essen vertragen? Und: Wird mir das Land überhaupt gefallen? Schließlich ist schon das Einholen des Visums derart kompliziert, dass ich meinen ursprünglichen Flugtermin vom 31. August sehr wahrscheinlich nach hinten verschieben muss. Ich zweifle oft, ob mein Entschluss wirklich richtig war. Doch dann, genau in diesen Momenten, kommt es immer wieder zu Lichtblicken.

Letztlich erzählte mir ein Ordensbruder aus Würzburg von seiner Rundreise durch Simbabwe. Er hatte auf ihr verschiedene Klöster besucht. Er war auch in meinem gewesen. Am schwarzen Brett der Schwestern hing die Selbstvorstellung eines Weißen. Der Ordensbruder ging näher. Er erkannte, dass es meine war. Ich hatte sie den Schwestern einige Wochen zuvor per E-Mail zugeschickt. „Das ist unser David. Er wird bald zu uns kommen“, sagte die Schwester Oberin mit einem Lächeln. Sie freute sich. Und ich mich auch.

David Grzeschik

Foto: Babak Fakhamzadeh: The connection (CC BY-NC 2.0)

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