Demut oder Grö­ße der Schöp­fung

von Birgit Grömping

Demut oder Grö­ße der Schöp­fung

von Birgit Grömping

Lan­ge habe ich über­legt, was mei­ne ers­te Geschich­te für Raum­rau­schen sein soll. Eine, die mir schon das gan­ze Jahr im Kopf rum spukt, aber noch nicht auf­ge­schrie­ben ist? Eine kur­ze All­tags­be­geg­nung? Oder…?

Dann viel mir ein Ereig­nis ein, dass ich auf mei­ner ers­ten (und bis­her ein­zi­gen) Isra­el­rei­se hat­te, kurz bevor es dort mit den krie­ge­ri­schen Aus­ein­an­der­set­zun­gen los­ging. Die­ses hat mich sehr bewegt und ich kann das Gefühl immer noch her­auf­be­schwö­ren. Alle danach noch erleb­ten wun­der­ba­ren Ein­drü­cke, hei­li­ge Stät­ten und Erleb­nis­se auf die­ser Rei­se ver­blas­sen dage­gen.

Es war der ers­te Tag nach der Ankunft und wir fuh­ren zum Ramon­kra­ter in der Negev­wüs­te. Die Land­schaft allein ist schon umwer­fend. Frau konn­te sich nicht satt sehen an den Farb­spie­len der ver­schie­de­nen Gestei­ne und der Wei­te.
Unse­re spi­ri­tu­el­le Rei­se­be­glei­te­rin hat­te uns ein Audio auf unse­re Han­dys geschickt. Eine Mit­rei­sen­de hat­te kei­ne Kopf­hö­rer dabei und so stan­den wir gemein­sam mit mei­nem Han­dy am Rand die­ses Kra­ters vor die­ser aus­ge­dehn­ten Land­schaft und hör­ten in vol­ler Laut­stär­ke den Psalm 8, gespro­chen von Hanns Die­ter Hüsch mit sei­ner vol­len, wohl­tö­nen­den, tie­fen Stim­me. Mir kam es vor, als hör­ten wir Got­tes Stim­me. Es ist schwer zu ver­mit­teln, was in mir vor­ging. Wie klein ist der Mensch im Ange­sicht die­ser gewal­ti­gen Schöp­fung.? „Und was ist der Mensch, dass du an ihn denkst, des Men­schen Kind, dass du dich sei­ner annimmst?“ Wie groß muss die Lie­be Got­tes zu uns sein, dass er uns all das Groß­ar­ti­ge anver­traut und sich immer wie­der neu mit uns abgibt, trotz allem, was wir anrich­ten? Dort am Kra­ter­rand habe ich wirk­lich ver­stan­den, was Demut heißt: Sich vor Etwas (ver)beugen, was grö­ßer ist als alles, was wir als Men­schen je schaf­fen könn­ten und gleich­zei­tig das Glück haben, gese­hen zu wer­den, von jeman­den, des­sen Lie­be uner­mess­lich ist. Ich darf so sein wie ich bin. Die pure Freu­de ström­te durch mei­nen Kör­per. Alle ande­ren waren irgend­wann zum Bus zurück­ge­gan­gen. Nur ein wei­te­rer Mit­rei­sen­der und ich, wir konn­ten uns nicht tren­nen. Neben­ein­an­der stan­den wir dort und erleb­ten ange­sichts die­ser über­wäl­ti­gen­den Aus­sicht eine still­schwei­gen­de Ver­bun­den­heit, die uns auf der gan­zen Rei­se beglei­te­te und in den tiefs­ten Momen­ten immer wie­der zum Vor­schein kam.

Noch heu­te, fast zwei Jah­re spä­ter, beim Schrei­ben die­ser Geschich­te, kom­men die unbe­schreib­li­chen Gefüh­le wie­der hoch und erfül­len mich mit gro­ßer Dank­bar­keit.