Anleitung zum Glücklichsein

Hast Du für Dein Leben schon eine Anleitung zum „Glücklichsein“ gefunden? Es gibt innerhalb unserer Gesellschaft aktuell eine riesige Welle, die sich mit diesem Thema beschäftigt. In vielen Büchern, Seminaren und Artikeln geht es um den „Weg zum achtsamen Leben“, um den „inneren Weg zum Glück“, um Hilfen, wie man seinen Alltag und sein Leben richtig in den Griff bekommt, um Zufriedenheit und gesundes Leben.  Man sollte ja meinen, dass Menschen im Pastoralen Dienst den totalen Durchblick in ihrem Leben haben, in sich selbst und in Gott ruhen und es gelernt haben, ein gesundes und zufriedenstellendes Leben zu führen. Dass die Realtiät oft anders aussieht, merke ich doch ab und an in mir selbst. Denn ich bemerke, dass auch ich mich fasziniert in solcher Lebensberatungslektüre festlesen kann und frage mich dann: Bin ich eigentlich glücklich? Habe ich im Leben immer die richtigen Entscheidungen getroffen? Mein Körper signalisiert mit sehr deutlich, wenn ich auf dem Holzweg bin, wenn ich nicht bei mir, sondern eher bei anderen bin, deren Erwartungen erfüllen will, anstatt für mich zu sorgen. Dann werde ich krank, reagiert mein Magen-Darm-System, habe ich Angst und es sinkt meine Lebensfreude.  Ich weiß, dass ich mit meinen Symptomen nicht alleine bin, dass jeder Stress und Druck oder auch schlechte Lebensphasen für sich kennt. Doch sich selbst aus diesen zu befreien ist meistens unglaublich schwierig. Erst einmal muss man erkennen, was gerade das Problem ist und oft sind Situationen so verstrickt, dass man keinen Ausweg sehen kann. Man hat sich zum Beispiel irgendwann mal entschieden für etwas, sei es der Beruf oder irgendwo hin zu ziehen, eine Beziehung einzugehen oder sie zu beenden usw. Aber plötzlich merkt man, dass man nicht mehr ganz glücklich ist, dass nicht alles rund läuft, dass es hakt, dass man nicht weiß, wohin man mit sich soll. Oft schlägt einem das Leben in solchen Lebenssituationen auch noch ein Schnippchen: Man hätte Ideen, was sich verändern könnte, Träume, wie es sein könnte, wenn nur…. Ja, wenn nur … Aber das Leben sieht gerade anders aus. Da ist dieses „wenn nur…“ nicht zu durchbrechen. Zum Beispiel: Der richtige Partner lässt auf sich warten. Wo soll man ihn herzaubern? Das Geld fehlt um umzuziehen, in eine andere Stadt, in der man sich wohler fühlt oder aufs Land oder in eine schönere Wohnung. Den Job zu wechseln würde eine neue Ausbildung oder vielleicht ein neues Studium voraussetzen, dabei hat man doch schon einen Weg eingeschlagen und schon was anderes studiert usw.

Die ganz großen Veränderungen oder deren Voraussetzungen liegen also nicht immer in unserer Hand und viele Menschen resignieren dann, zweifeln dann am Leben, zweifeln an sich selbst, zweifeln zuletzt auch an Gott: „Warum Gott? Wo soll ich denn hin? Wo bleibt denn mein Weg, den ich gehen soll, der mich ins Leben führt? Darf ich denn nicht glücklich sein in meinem Leben?“ Ja, auch ich kenne solche Gedanken, kenne solche anstrengenden Phasen im Leben, in denen ich ein Brett vor dem Kopf habe und nicht weiß, wohin ich gehen soll, wo mein Platz im Leben eigentlich ist. Meine Kernfrage: Wie kann ich gesund und zufrieden leben? Vor allem gesund!

Veränderungen bedeuten, man muss viel Kraft haben, viel Mut haben, Neues angehen, Dinge umbrechen, die eigene Sicherheit verlieren, die das aktuelle Leben gerade bietet.  „Ich bin gekommen, damit sie das Leben haben, und es in Fülle haben“, so steht es in Johannes 10,10. Jesus sagt das hier mit einem Blick auf das Leben nach dem physischen Tod. Aber ich bin mir sicher, er meint es auch für den seelischen Tod, die Krise, die Lebensphase, in der wir ratlos sind, krank sind, nicht weiter wissen. Gott will, dass wir frei sind, dass wir gesund sind, dass wir gut leben können, erst einmal für uns selbst, damit wir im 2. Schritt auch anderen wieder auf den Weg helfen können. Aber das, lieber Gott, ist leichter gesagt, als getan. Welchen Weg also einschlagen?

„Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“ sagt Jesus an anderer Stelle (Joh 14,6) und gibt uns hier wieder einen Hinweis, wie es gehen kann. Der Weg zum Leben führt also durch ihn! Aber was soll das heißen, „der Weg zum Leben führt also durch ihn“? Das ist so leicht gesagt für Menschen, die in Kirche arbeiten und religiös sind, aber was heißt das denn konkret? Ich glaube es heißt, dass wir die richtigen Antworten alle schon in uns haben, wir müssen sie uns nur bewusst machen. Komm also erst einmal zur Ruhe, setz dich hin und spüre in dir nach, wo du lebendig sein kannst, wo du es aktuell schon bist und wo du dein Leben verändern musst. Suche dir vielleicht jemanden, der mit dir auf dein Leben blickt, der dich spiegelt, andere Dinge sieht, die du in deinem Leben gerade nicht sehen kannst. Vielleicht sieht dieser Mensch dann, wo du schon mit wenig Aufwand Dinge verändern kannst. Dass man nicht immer gleich alles umwerfen kann und die Lösung selten einfach auf der Hand liegt, haben wir schon festgestellt, aber im Kleinen geht immer was. Dann muss man eben kleinschrittig beginnen Dinge zu verändern. Wenn man direkt an Grenzen stößt und Dinge einfach nicht in der eigenen Hand hat, kann man dennoch bei der eigenen inneren Haltung beginnen: Sich selbst mehr wertschätzen, auf sich aufpassen, seinen Körper und die Seele ernst nehmen. Denn sie wollen dir etwas sagen. Dankbar sein und das sehen wollen, was alles gerade schon gut ist, es gibt nicht nur schwarz und weiß. Die unguten Dinge immer wieder Gott anvertrauen und gemeinsam mit ihm durch die dunklen Tage gehen, in Richtung Leben.  Gar nicht so einfach in der Praxis, aber ein Anfang in die richtige Richtung.

Raphaela Reindorf

Foto: Katya Austin / unsplash

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