Strukturen

Das Echo dröhnt in unseren Köpfen: “Das Arbeiten wird leider durch fehlende Strukturen auf unbestimmte Zeit auf Eis gelegt”. Die heutige Teamkonferenz ist mehr als ernüchternd. Eigentlich brennt’s überall. Der Fehler liegt im System, in dem wir arbeiten und in den Strukturen, in denen wir uns bewegen, der Institution Kirche.

Dass wir mit ungenügenden personellen Ressourcen arbeiten, daran sind wir gewöhnt. Dass die mediale Grundausstattung uns immer wieder in den Wahnsinn treibt, okay. Dass Projekte wegen fehlender Transparenz und Kommunikation stagnieren, nunja. Aber irgendwann läuft das Fass über. So auch heute. Handlungsunfähigkeit auf allen Ebenen. Ich bin Mutmacher, predige Abgrenzung und Objektivität, versuche Ressourcen zu sehen. Betone, dass ich mich nicht mehr davon runterziehen lasse. Versuche den Kollegen Mut zu machen, gebe mich unnahbar.

Über den Nachmittag nagt es an mir, immer tiefer. Am Ende des Tages, als ich eigentlich meine Energie in die inhaltliche Arbeit mit den Ehrenamtlern stecken muss, fühle ich mich leer und ausgelaugt, erwäge ob ich diesen Tag in einem Glas Rotwein ertränke oder ihn in einer Tafel Schokolade verfresse. Verwerfe beides, die Leere bleibt.

An den meisten Tagen liebe ich meinen Job, ist er der beste auf der Welt.

Morgen werden wir alle wieder aufstehen, durchatmen und tun, was wir immer tun: Weitermachen trotz aller Umstände und gegen Windmühlen. Nicht für uns, darüber sind wir hinaus. Aber für die Menschen, mit denen wir arbeiten. Den Jugendlichen, die uns anvertraut sind. Für die Vision einer Kirche der Zukunft, an die wir glauben müssen, damit der Mut uns nicht verlässt.

An den meisten Tagen liebe ich meinen Job. Heute nicht.

Foto: view7 / photocase.de

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