Eine Antwort an mich

Ich bin Ballettpädagogin und Seelsorgerin. Sie denken, das passt nicht zusammen? Ich dachte das zumindest. Zwei Berufe, getrennt voneinander.

Beim Ballett arbeitet man täglich sehr hart, um der Perfektion immer einen Schritt näher zu kommen. Jeden Morgen beginnt man mit dem gleichen Training, in der Hoffnung, dass der rechte Fuß nun endlich mehr „Spann“ zeigt und der linke Daumen bei den Drehungen dort bleibt, wo er hingehört. Bei den Proben am Abend erhofft man, eine Rolle für das nächste Stück zu bekommen. Das Privatleben spielt keine große Rolle. Der Ton ist streng, und der Kampf um jeden Auftritt hart. So kann man sich vorstellen, dass auch der Umgang untereinander nicht immer gerade freundlich ist, doch wer nicht kämpft, hat verloren. Diese negative Seite des Tanzes sah ich nach meiner dreieinhalb jährigen Ballettausbildung, und ich verabschiedete mich für fünf lange Jahre aus diesem Beruf und von der ganzen Tanzkunst. Mein Körper stand im Mittelpunkt, aber nicht mein Herz.

Ich studierte Religionspädagogik und begann ein neues und anderes Leben.

Ich bin religiös aufgewachsen und sehr glücklich mit meinem neuen Beruf als Gemeindeassistentin. Endlich hatte ich eine Arbeit „mit Herz“, denn ich konnte von dem erzählen, was mir in meinem Leben wichtig ist. Jeden Tag das tun, was mir im Innersten wichtig ist, wovon ich Zeugnis geben möchte. Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen von Gott erzählen, das mache ich wirklich gerne. Aber mir fehlte wohl doch das Tanzen, die Arbeit mit dem Körper…

Im Oktober 2014 habe ich beim 100-jährigen Jubiläum der Schönstattbewegung das erste Mal seit fünf Jahren wieder getanzt. Ich tat es als Gefallen, doch eigentlich war es ein Geschenk und eine Antwort an mich. Ich stand auf einer großen Bühne, in einer Arena vor 9000 Livezuschauern und mit ziemlich starkem Lampenfieber. Ich wusste, was ich mit diesem Tanz den Menschen sagen möchte und habe eine Botschaft mithilfe des Tanzes vermittelt. Die Perfektion hat zwar deutlich nachgelassen, aber mein Herz brannte von dem, was ich erzählen wollte, über die Sprache des Körpers. Heute bin ich dankbar, diese beiden Berufe erlernt zu haben.

Menschen über den Tanz von Gott erzählen…zwei Berufe in einem. Eine Antwort an mich.

Kerstin Schützendorf

Foto: schoenstatt.de

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